Als Karawane-Flüchtlingsfrauenbewegung sind wir entsetzt und wütend darüber, dass das Land Hessen Afitap Demir ihrer Freiheit beraubt hat und sie in die Türkei abschieben will.
Die Kurdin lebt seit 1985 - seit 35 Jahren - in Deutschland. Sie floh als junge Frau vor der türkischen Militärdiktatur und baute sich in Deutschland ein neues Leben und eine Familie auf. Sie hat einen behinderten Sohn, um den sie sich bis zu ihrer Inhaftierung gekümmert hat - jetzt ist sie in Darmstadt in Abschiebehaft und soll mit 60 Jahren in das Land zurückgeschickt werden, aus dem sie als Mitte 20jährige floh.
Afitap Demir hat in Deutschland durch ihren Ex-Ehemann Gewalt erfahren. Sie hat sich dagegen gewehrt und dabei selbst gegen Gesetze verstoßen. So wie viele andere Frauen in Deutschland sah sie für sich wohl keine andere Möglichkeit, sich gegen die Gewalt ihres Ex-Mannes zu wehren.
Doch ganz gleich, was sie getan und gegen welche Gesetze sie verstoßen hat: Sie gehört in dieses Land; hier ist ihr Zuhause und hier sind ihre Kinder, die ebenfalls gegen die Abschiebung ihrer Mutter kämpfen.
Als Karawane-Frauen verurteilen wir:
- Die Trennung von Afitap Demir von den hier lebenden mittlerweile erwachsenen Kindern.
- Die Trennung von Afitap Demir von ihrem behinderten Sohn, der sie braucht und deshalb sich im Protest befindet.
- Die Abschiebung von Afitap Demir in ein Land, das sie nicht mehr als ihres emfpindet und wo sie nicht sein will.
- Die Art und Weise, wie der der deutsche Staat und das Land Hessen mit Opfern von Gewalt umgehen.
- Die bevorstehende Abschiebung von Afitap Demir und die durch die Inhaftierung und Abschiebeandrohung ihr zugefügten Leiden.
Es ist ferner erstaunlich, dass einerseits immer wieder die Femizide in der Türkei und die Rechtlosigkeit der Frauen dort thematisiert werden, aber gleichzeitig wird die Lebenssituation von Frauen dort ausgeblendet, wenn es um Abschiebungen geht. Dieses heuchlerische Spiel erleben wir genauso bei politischen Flüchtlingen aus verschiedensten Ländern Afrikas oder Asiens, bei Flüchtlingen aus Kriegsgebieten wie Afghanistan, Irak, Nigeria, Sudan ...
Wir Karawane-Frauen stehen in Solidarität mit Afitap Demir, mit ihrer Familie und ihren FreundInnen. Wir rufen alle Frauen und Frauenvereine, -organisationen und -gemeinschaften auf, ihre Solidarität mit Afitap Demir zu bekunden und sich gegen die geplante Abschiebung zu stellen. Wenige Tage vor dem Internationalen Kampftag der Frauen, sehen wir es als unsere Pflicht, uns an die Seite von Afitap und allen anderen Frauen zu stellen, die von Gewalt, Abschiebung oder der Trennung von ihren Familien betroffen sind.
Solidarisch bleiben wir miteinander im Kampf für unsere Würde und Freiheit verbunden.
KARAWANE Flüchtlingsfrauenbewegung
Weitere Infos: https://www.fr.de/rhein-main/darmstadt/darmstadt-kritik-an-geplanter-abschiebung-von-mutter-waechst-90223922.html?utm_term=Autofeed&utm_medium=Social&utm_source=Twitter#Echobox=1614621183 https://www.fr.de/rhein-main/darmstadt/darmstadt-mutter-behindertem-abschiebehaft-tuerkei-demo-90217509.htmlAttachment | Size |
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