25 Jahre Solidarität | Freitag 1. bis Sonntag 3. September 2023 in Wuppertal
Einladung für die Zusammenkunft
zum 25-jährigen Bestehen der KARAWANE
vom 1. bis 3 September 2023 in Wuppertal
Liebe Freundinnen und Freunde,
dieses Jahr wird unser Netzwerk 25 Jahre alt. Wir haben uns aus den Augen verloren. Doch die Erinnerung an die gemeinsamen Momente bleibt. Das Leid, das uns zugefügt wurde, vereinte uns. Wir kämpften zusammen. Wir hatten Erfolg in den Verteidigungskämpfen gegen Abschiebungen, gegen die Isolation in den Lagern… Zahlreiche Abschiebungen wurden verhindert. Viele Lager geschlossen. Aber auch Niederlagen mussten wir verkraften. Aus unserer Mitte wurden Schwestern und Brüder abgeschoben. Wir mussten zusehen, wie sie in den Isolationslagern wertvolle Tage, Wochen, Monate, Jahre ihres Lebens aber auch ihre Freude und Lebenshoffnung verloren. Wir mussten ertragen, wie Kinder isoliert inmitten einer Gesellschaft vollen materiellen Reichtums hinter Stacheldraht aufwachsen müssen. Wir haben erlebt, wie Schwestern in Polizeizellen vergewaltigt oder Brüder auf den Straßen erschossen oder in Polizeizellen verbrannt wurden.
Das Elend zwang uns, uns zu organisieren. Wir sind in die Öffentlichkeit gegangen und haben uns behauptet gegen ein System, das uns degradiert, entmenschlicht und dann abschiebt. Wir kämpften gegen ein System, das uns ausbeutet und aus unserer Händen Arbeit und den Rohstoffen dieser Erde Reichtum aufbaut, uns aber gleichzeitig als Dreckige und „Wilde“ in den Süden schiebt. Wir haben stolz NEIN gesagt mit unserer Parole: „Wir sind hier, weil ihr unsere Länder zerstört!“. Wie Recht hatten wir mit diesem starken Ausdruck der Selbstbehauptung als Unterdrückte, Ausgestoßene, Kolonisierte! Die Beweise folgten später in Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Sudan, Libyen, Syrien, Mali, Jemen… So viele Kriege und Verbrechen wurden begangen. Millionen Menschen wurden in den letzten 25 Jahren in die Armut getrieben durch die Agrarreformen der WTO, EU oder deren Handelsabkommen.
Gleichzeitig hat sich seit der ersten KARAWANE, seit der Geburt der Parole „Asyl ist Menschenrecht und kein Privileg!“ vieles rechtlich und gesellschaftlich in der BRD geändert. Das Zuwanderungsgesetz, Hartz-IV, Bleiberechtsabkommen, zahlreiche Anpassungen des Aufenthaltsrechts kamen alle unter dem Deckmantel der Modernisierung. Doch wir sehen heute eine perfidere Kategorisierung der Flüchtlinge, Abschiebungen und Elend … und der Widerstand ist still. Die unabhängige Stimme der Flüchtlinge, die 1998 starken Ausdruck fand, ist nicht mehr zu hören in den öffentlichen Diskussionen. Die selbstorganisierten kollektiven Kämpfe der Flüchtlinge sind reduziert auf isolierte Einzelfälle.
Trotz aber nicht nur wegen all diesen negativen Eindrücken wollen wir jedoch zusammenkommen. Wir wollen zusammenkommen, weil es eine Freude ist, ehemalige Weggefährtinnen zu sehen. Weil jede Zusammenkunft eine neue Hoffnung sein kann. Weil wir nicht nur davon träumen können, wie eine menschlichere Welt aussehen kann. Wir haben sie in den kurzen Momenten des Zusammenseins erlebt. Die erfahrene Solidarität innerhalb der KARAWANE über Kontinente hinweg ist und bleibt eine einzigartige Erfahrung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Die erfahrene Bereitschaft, alles zu geben und sofort zu reagieren, wenn wir angegriffen werden, ebenso. Doch wir sehen, dass es nicht genug war. Wir sehen, dass wir uns entfernt haben.
Wir laden euch daher nach Wuppertal ein, um uns wieder näher zu kommen. Wir wollen uns sehen und austauschen. Wir wollen uns, die 25 Jahre in Erinnerung rufen. Wir wollen uns die Erfahrungen bewusst machen. Das Programm ist noch in der Ausarbeitung. Einige haben damit angefangen und von Treffen zu Treffen werden wir mehr. In den bisherigen Vorbereitungstreffen haben wir Ideen entwickelt. Wir haben feststellen müssen, dass uns die positive Energie der Solidarität geholfen hat, zu überleben. Diese Solidarität war jedoch immer eine Reaktion auf Angriffe. Sie war meist spontan. Daher stellten wir in den Treffen dieses Jahr in Hamburg und Bremen fest, dass die spontane Solidarität gegen die koloniale und imperialistische Barbarei nicht genug ist. Der Barbarei muss eine organisierte Solidarität entgegengesetzt werden, damit unsere Kinder eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben. Nur solche von unten von Flüchtlingen und Migrantinnen selbstbestimmte und selbstverwaltete sowie selbst getragene Strukturen können in ihrem Sinne wirken und kollektive Prozesse für ihr Wohl fördern. Ideen sind entwickelt, doch diese sind nicht ausgearbeitet und sollen erst nach dem 25-jährigen Festival kollektiv diskutiert, konkretisiert und geplant werden. Bis zum 25-jährigen Festival Anfang September sind zwei weitere Treffen anberaumt: 1) 20. und 21. Mai in Berlin; 2) 29. und 30. Juli in Wuppertal.
Wir würden uns freuen, von euch zu hören, zu lesen oder euch bei den Treffen zu sehen. Wir versuchen auch alle persönlich zu erreichen. Vielleicht habt ihr noch Kontakt zu weiteren Schwestern und Brüdern und könnt diese Einladung weiterleiten.
Falls ihr Anfang September nach Wuppertal kommen wollt, meldet euch bitte unter der Adresse anmeldung@thecaravan.info an, damit wir die Vorbereitung besser gestalten können. Für Schlafplätze haben wir sowohl in einem Hotel Zimmer vorreserviert als auch befreundete Familien in Wuppertal angefragt. Bitte schreibt eine E-Mail an schlafen@thecaravan.info, um die Übernachtung im Vorfeld zu klären. Die Zimmer im Hotel sind bis Ende Juni verfügbar, danach wird das Kontingent für die KARAWANE nicht mehr verfügbar sein. Falls ihr die Hotelzimmer selbst bezahlen könnt, steht dann das Geld für andere Zwecke dem Kollektiv zur Verfügung.
Falls ihr weitere Fragen zum Festival und dem Stand der Vorbereitung habt, könnt ihr uns gerne schreiben (25years@thecaravan.info) oder die folgenden Personen anrufen:
Berlin: Mbolo Yufanyi | The_voice_berlin@emdash.org | Telefon +49 170 8788124
Wuppertal: Araz Ardehali | araz.ardehali@gmail.com | Telefon +49 178 8530701