See English text - Aktueller Aufruf und vorläufiges Programm: - kleiner Mobilisierungsflyer
Dezentral und draußen wird vom 4. bis zum 6. Juni in Jena ein Festival stattfinden: Vorträge, Diskussionen, Theater, Musik, Filme und Ausstellungen. Es wird Ausdruck unseres Widerstands gegen die neokoloniale Ausbeutung und ihre tödlichste Folge sein:
Die Abschiebung von Flüchtlingen. Zentrale Programmpunkte sind die Eröffnung eines Mahnmals für die Toten der Festung Europa und eine Maskenparade: In Form westafrikanischer Masken werden jene, die auf ihrem Weg nach Europa gestorben sind, Einzug in die Stadt halten.
Die EU versucht mit mörderischen Polizei - und Militäreinsätzen, die Folgen des jahrhundertealten, bis heute andauernden Kolonialismus von Europa fern zu halten. Wenn Flüchtlinge es dennoch hierher schaffen, werden sie isoliert, schikaniert, in Lager oder Abschiebehaft gesteckt.
Wir werden diese menschenfeindliche Praxis unterlaufen. Zusammen und ohne Angst vor Repression durch Kontrollen und Residenzpflicht.
Das Festival will AktivistInnen vereinen, die Dynamik des Widerstands neu entfachen, die Vielfalt und den Druck unserer Kampagnen erhöhen.
Die Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen widersetzt sich dem alltäglichen Rassismus von Behörden und Polizei, der institutionalisierten Diskriminierung von Asylsuchenden und der Kriminalisierung von Bewegungsfreiheit.
Sie kämpft für die Aufklärung des Feuertodes von Oury Jalloh in einer Polizeizelle in Dessau, sie erkämpfte die Schließung des Isolationslagers in Katzhütte und streitet nun für die Schließung des Lagers in Möhlau. Seit dem Jahr 2000 leistet sie mit zivilem Ungehorsam Widerstand gegen die “Residenzpflicht”, zurzeit organisiert sie den Essenspakete boykott in Bayern.
Seit dem Aufkommen des Kolonialismus gründet sich die europäische Identität auf die boshafte Annahme von Überlegenheit über alle anderen Kulturen und Völker. Die Herrschenden benutzen die Furcht als Waffe, um Menschen zu unterwerfen und zu isolieren. Stillschweigend und mit ängstlich eingezogenem Kopf – nur so sollen wir überleben dürfen. Durch Furcht werden
Wunden unsichtbar, verbergen sich hinter heimtückischen Erzählungen von "Überlegenheit" und "Minderwertigkeit", "zivilisiert sein" und "primitiv sein". Trotz der Hunderten von Millionen Opfer von Sklaverei, Kolonialismus, Imperialismus und Faschismus, glauben die Europäer und ihre Nachkommen überall auf der Welt bis heute an die Überlegenheit ihrer Gedanken, Lebensweise und Handlungen. Statt die Ursachen von Migration, Umweltzerstörung und Kriegen anzuerkennen, schüren sie Furcht vor Einwanderern.
Doch wenn wir uns vereinigen und unsere Furcht überwinden, bewegen wir die versteinerten Verhältnisse. Das Karawane-Festival entsteht aus unserer physischen Präsenz hier, unseren Erfahrungen und denen der Toten, unserem Kampf und Widerstand. Es ist die Demonstration unserer Zusammengehörigkeit inmitten von Barbarei.
Masken sind in Afrika eine hoch verehrte kulturelle Performance bei traditionellen Festen. Sie sind Mittel gemeinschaftlicher Selbst Reflexion, des Schutzes und der Solidarität in Zeiten von Katastrophen oder großen Unglücks. Sie repräsentieren Gottheiten oder tote Personen, die nicht physisch wahrgenommen oder berührt werden können. Mit der Würde unserer Ahnen werden die Masken auf dem Festival unsere Geschichte in unseren eigenen Worten erzählen. Sie werden den Kolonisatoren Fragen stellen und uns helfen, die Grundlagen unser Menschlichkeit – Solidarität, Mitleid und Menschenwürde – zurück zu gewinnen.
Das Festival wird auf ehrenamtlicher Basis organisiert, niemand wird daran etwas verdienen.
Die Grundlage der andauernden kolonialen Ungleichheit sind wirtschaftliche Interessen. Die menschenunwürdige Behandlung von Flüchtenden, ihre Internierung und Abschiebung, werden mit ihrem geringem ökonomischen Wert gerechtfertigt. Wir wollen dies nicht reproduzieren!
Wir freuen uns auf Ideen, Anregungen und Aktionen, Kunst, Zeugenaussagen, Kampf, Analysen und Utopien für die Zeremonie des Karawane-Festivals für die Rechte der Flüchtlinge.
Niemand ist allein! Unser Recht auf Bewegungsfreiheit ist nicht verhandelbar! Lasst uns die Angst zugunsten der Freiheit überwinden!