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Seit genau einem Monat wird in einer Münchner Asylunterkunft die Zwangsversorgung mit Essenspaketen boykottiert. Immer mehr Menschen und Gruppen unterstützen den Kampf gegen Bevormundung und Mangelversorgung. Mit einer Postkarten und Faxaktion soll Sozialministerin Stewens nun zum einlenken gebracht werden. Schicken Sie Protestfaxe oder Briefe an die Ministerin.
Jeden Dienstag bekommen die Asylsuchenden im Lager in der Emma-Ihrer-Straße ihre Lebensmittelpakete ausgehändigt. Und wie jeden Dienstag ist auch in dieser Woche kurz danach der Mülleimer voll mit in Plastik eingeschweißtem Essen. Anthony B. hat gerade sein Paket erhalten. Das meiste darf er aus gesundheitlichen Gründen nicht zu sich nehmen, dazu gehören Scheiblettenkäse, Leberkäse, Eistee, Himbeerpudding, Tütensemmeln, Frischkäse und die Nudeln. Übrig bleiben eine Flasche Mineralwasser, Milch und Obst. „Einige Leute sind krank, es gibt hier auch Leute mit Diabetes, ein Mann hat Probleme mit den Nieren, sie bräuchten anderes Essen,“ erklärt Anthony.
Eigentlich soll der Nahrungsbedarf der Asylsuchenden durch die Pakete gedeckt werden, doch „alle müssen zusätzlich einkaufen gehen,“ erzählt eine andere Bewohnerin, denn auf kulturbedingte oder individuelle Essgewohnheiten wird keine Rücksicht genommen. Ein Flüchtling aus Syrien berichtet: „Ich habe seit dem 1. Januar keine Essenspakete mehr angenommen, weil ich Vegetarier bin. Ich habe seitdem nur die 40 Euro ‚Taschengeld’, um mir Essen zu kaufen.“ Darum boykottieren die BewohnerInnen ab dem 3. Mai die Lebensmittelpakete und fordern: Geldbezüge statt Sachleistungen.
Die Versorgung mit Sachleistungen ist in der Tat nicht bedarfsgerecht und zudem auch noch teuer. 1999 wurde die Stadt München von der Regierung von Oberbayern dazu gezwungen, von Geld- auf Sachleistungen umzustellen. „Dies erforderte den Aufbau einer Logistik zur Verteilung von Essenspaketen vor Ort. Das neue System war nicht nur teurer und aufwändiger als die zuvor praktizierte Barauszahlung [...]. Für die Flüchtlinge bedeutete dies eine Verschlechterung ihrer Lebenssituation, da sie nicht mehr nach ihren tatsächlichen Bedürfnissen einkaufen konnten.“, heißt es dazu im Flüchtlingsbericht der Stadt München.
Karawane Sprecher Benjamin O. O. Akinlolu fordert daher: „Weg mit der teuren Schikane. Gebt uns Geld, damit wir kaufen können was wir benötigen.“
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