Freitag, 14. Januar 2011 – 16 Uhr Remscheid/Hauptbahnhof
Hintergrundinformationen
zu Remscheider Flüchtlingspolitik
Video des verstorbenen
Flüchtlings und Sängers
aus Guinea, Mohammad
Für freien Zugang zu Gesundheitsversorgung - für die Schließung aller Sammelunterkünfte und Isolationslager
Anlässlich des vierten Todestages von Mohammad Sillah gedenken wir aller Opfer der deutschen Flüchtlingspolitik.
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Freitag, 14. Januar 2011 – 16 Uhr Remscheid/Hauptbahnhof
Mohammad Sillah, ein junger Flüchtling aus Guinea, starb am 14. Januar 2007 im Alter von 23 Jahren. Er war Singer-songwriter und gab Konzerte in Guinea wie auch in Deutschland. Ein Freund von ihm sagt: „Seine Musik ist afrikanische Kultur. Überall, wo ich sie gehört habe, habe ich gesagt, diese Musik bin ich. Von da komme ich her.“
Anfang Januar 2007 litt Mohammad Sillah unter heftigen Schmerzen. Er ging zum Arzt. Dieser forderte ihn auf, sich zuerst beim zuständigen Sozialamt einen Krankenschein geben zu lassen. Der Mitarbeiter des Sozialamts gab ihm keinen Krankenschein (siehe Fußnote *), weil er sowieso das Land verlassen müsse.
Einige Tage später, am 11. Januar wurden die Schmerzen unerträglich. Mohammad Sillah ging zum Hausmeister des Flüchtlingsheims und bat ihn, einen Krankenwagen zu rufen. Der sagte: „Wenn du schon die Treppen geschafft hast, kannst du auch alleine ins Krankenhaus gehen.“ Ein afrikanischer Flüchtling, der im selben Heim wohnte, begleitete Mohammad. Unterwegs brach Mohammad zusammen und wurde von seinem Mitbewohner auf den Schultern zum nahen Krankenhaus getragen. Drei Tage später wurde Mohammad nach Essen in einer Klinik verlegt, wo er starb.
Der Remscheider Sozialdezernent B. Mast-Weisz bekundete anschließend Mitleid mit der Familie und versicherte, Mohammed sei niemals ein Krankenschein verweigert worden. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal nimmt die Untersuchungen auf; später werden die Akten beiseite gelegt. Wenige Monate nach Mohammads Tod findet im Oktober 2007 eine Polizeirazzia statt, um die protestierenden Flüchtlinge einzuschüchtern und sie zu kriminalisieren. Die Großrazzia wird von den Gerichten später als rechtswidrig eingestuft.
Anlässlich des vierten Todestages von Mohammad Sillah wollen wir auf die Situation der Flüchtlinge in Remscheid und vor allem auf die gesundheitliche Unterversorgung hinweisen. Wir wollen den Protest der Remscheider Flüchtlinge würdigen und stärken. Seit Mohammad Sillahs Tod haben sie durch kontinuierlichen und hartnäckigen Protest stückweise ihre Isolation durchbrochen und Erfolge erzielt.
Wir haben in den vergangenen Jahren hier in Remscheid erlebt, dass der Zusammenhalt der Flüchtlinge die Stadtverwaltung Remscheid dazu brachte, einige ihrer Zermürbungsinstrumente zurückzunehmen. So wurde durch den ersten offenen Brief der Flüchtlinge vom Januar 2009 die menschenverachtende Praxis des Sozialamtes Remscheid für die Öffentlichkeit sichtbar.
Der Stadtdirektor Mast-Weisz hat danach ein paar Lockerungen beschlossen: Die Anwesenheitskontrollen finden nicht mehr täglich sondern wöchentlich statt, „im Regelfall“ gibt es Bargeld statt Gutscheine und Krankenscheine für drei Monate.
Trotzdem geht die Ausgrenzung und auch die gesundheitliche Unterversorgung in Remscheid weiter. Viele können nicht den Arzt aufsuchen, den sie brauchen; psychisch kranke Menschen werden allein gelassen und sind von ihren Nachbarn im Flüchtlingsheim abhängig; immer noch weigern Hausmeister sich, in Notfällen einen Krankenwagen zu rufen. Das Lagerleben und das Arbeitsverbot machen die Menschen zusätzlich krank.
Auf unserem Weg haben wir gesehen, dass wir durch Austausch, gegenseitige Unterstützung und Diskussionen die Lösungen für morgen entwickeln können. Dies gilt nicht nur im Kampf für unsere Rechte als Flüchtlinge und MigrantInnen.
Unser Widerstand ist auch notwendig gegen den brutalen Abbau der Sozialleistungen, der Gesundheitsversorgung und unserer Rechte als Arbeiterinnen, Schüler, Auszubildende, Studierende, Rentnerinnen, Frauen und Männer. Wir fordern alle auf, aktiv gegen Ausschluss und Erniedrigung von Menschen einzutreten und den Kampf der Flüchtlinge für ihre Würde und für das Recht auf Leben zu unterstützen.
In Gedenken an Mohammad Sillah, Oury Jalloh und alle Opfer der rassistischen Staatsgewalt!
Der Spaltung der Gesellschaft von oben setzen wir Solidarität und Zusammenhalt entgegen!
Für eine Gesellschaft ohne Rassismus, Ausbeutung und Kriege!
Demo in Gedenken an MOHAMMAD SILLAH
Freitag, 14. Januar 2011 – Remscheid/Hauptbahnhof
ab 16:00 Uhr Kundgebung
17:00 Uhr Beginn Demonstration
Es rufen auf:
Antifaschistische Jugend Bochum
Autonome Antifa Remscheid
Antifa Leichlingen
Antifa Velbert
basta! Wuppertal
KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
Transnationales Aktionsbündnis Bochum/Dortmund
zusammen kämpfen Duisburg
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* Die Stadt Remscheid bezweifelt den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung und hat uns in Sommer 2010 mit Klage gedroht. Bei dem Gespräch zwischen Mohamed Sillah und dem Sachbearbeiter der Stadt Remscheid war unseres Wissens keine weitere Person anwesend. Allerdings gibt es Zeugen, denen Mohammed Sillah unmittelbar nach seinem Besuch bei der Stadt Remscheid diese Äußerung weitergegeben hat.
Wir sehen keine Veranlassung, daran zu zweifeln, teilen aber der guten Ordnung halber mit, dass die Stadt Remscheid bestreitet, dass es eine solche Äußerung gegeben habe.
Please find more info and links
https://thecaravan.org/search/node/Mohammad+Sillah
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weitere Infos zu Remscheid:
Pressekonferenz der Flüchtlinge vom 17. März in Remscheid - eigener Bericht KARAWANE
Am 17. März 2009 organisierte die KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen eine Pressekonferenz über die Situation der Flüchtlinge in Remscheid. Im Anschluss dokumentieren wir alle Beiträge der ReferentInnen und fassen die Ergebnisse hier zusammen.
mehr...
offener Brief der Flüchtlinge vom Januar 2009
für ein Ende der Anwesenheitskontrollen
und Liste der unterstützenden Organisationen
https://thecaravan.org/node/1813
Stadt Remscheid hat erstes Versprechen nicht erfüllt
https://thecaravan.org/node/1835
Schlimmer als im Gefängnis
Beitrag Lokalzeit Bergisches Land, WDR
http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2009/02/07/lokalzeit-bergisches-land-fluechtlingsheim.xml
Flüchtlinge klagen über Schikanen
WDR Reportage im Cosmo-TV
Artikel: http://www.wdr.de/themen/politik/nrw04/remscheid_wohnheime/index.jhtml
Fernsehbeitrag: http://www.youtube.com/watch?v=ASr3l5_UbUI
Flüchtlinge bemängeln Zustände in Heimen
Rheinische Post Online, Remscheid, 22.01.2009
http://www.rp-online.de/public/article/remscheid/663769/Fluechtlinge-bemaengeln-Zustaende-in-Heimen.html
Flüchtlinge fordern Bewegungsfreiheit
junge Welt, 23.01.2009 / Inland / Seite 5
http://www.jungewelt.de/2009/01-23/047.php
Weniger Kontrollen im Remscheider Flüchtlingsheim
WDR Kurzmeldung
http://www.wdr.de/themen/kurzmeldungen/2009/02/09/kontrollen_in_remscheider_fluechtlingsheim_nur_noch_woechentlich.jhtml
Verein BAF setzt auf Vertrauen der Flüchtlinge
Remscheider General-Anzeiger, Artikel vom 14. Februar 2009
http://www.rga-online.de/lokales/remscheid.php?publikation=2&template=phparttext&ausgabe=47742&redaktion=2&artikel=109007815
Stadtverwaltung weist Vorwurf von Asylbewerbern zurück
Remscheider General-Anzeiger, Artikel vom 14. Februar 2009
http://www.rga-online.de/lokales/remscheid.php?userid=&publikation=2&template=phparttext&ausgabe=47742&redaktion=2&artikel=109007817
Monika Düker zu Gast im Asylbewerberheim rga Online.
Am 9.12.2008 besuchte Monika Düker die ...Flüchtlingsunterkunft in Remscheid.
Demo Remscheid zum Todestag von Mohammad Selah.
Ein Musikvideo von Mohammad Selah (Sillah) auf youtube:
http://www.youtube.com/watch?v=RmK0cEKc7Vw
Kriminalisierung, Einschüchterung und ...Ausgrenzung von Flüchtlingen .
300 Polizisten auf Drogensuche
Remscheider General-Anzeiger vom 25.10.2007
http://www.rga-online.de/archiv/archivsuchergebnis.php?userid=1&publikation=2&template=artsuchneu&ausgabe=42145&archiv=1&redaktion=2&artikel=108565301.
Flüchtlinge beklagen Schikanen
WDR Regional: Rund 300 Beamte waren im Einsatz, als am 24. Oktober 2007 ein Asylbewerberheim in Remscheid durchsucht wurde. Doch der Verdacht auf Drogenhandel bestätigte sich nicht. Die Heimbewohner fühlen sich an den Pranger gestellt.
WDR Audio File.
Kommunen verspekulieren Steuergeld
junge Welt, 04.02.2009 / Inland / Seite 5
http://www.jungewelt.de/2009/02-04/044.php?sstr=Remscheid
Rätsel um einen toten Afrikaner
Remscheider General-Anzeiger vom 31.01.2007
http://www.rga-online.de/archiv/archivsuchergebnis.php?userid=&publikation=2&template=artsuchneu&redaktion=2&artikel=108298698&archiv=1