Übersetzung der Mitteilung des Nationalen Sekretariats von Annahj Addimocrati (Demokratischer Weg), Rabat, vom 5.10.2005 zu den jüngsten Ereignissen betreffend Menschen von südlich der Sahara in Ceuta und Melilla (aus dem Französischen)
- Wir wehren uns dagegen, dass unser Land in einen Söldnerstaat verwandelt wird.
- Wir zeigen an und beklagen den Tod von 12 Menschen südlich der Sahara, die vor kurzem vom Norden Marokkos in die Wüste von Béchar abgeschoben wurden.
Es war am 27.Februar 2004, als der marokkanische Staat akzeptiert hat, alle Einwanderer von südlich der Sahara und anderer Nationalitäten, die seit 12 Jahren durch Marokko durchgereist sind und von Spanien abgefangen wurden, abzuschieben.
Die marokkanische Regierung akzeptiert diese schmutzige Arbeit und führt die abgeschobenen Personen zurück, nicht jede/n in sein/ihr Land, sondern sie deportieren sie in Richtung der Grenzen der Nachbarländer, wobei sie sich nicht scheren um internationale Konventionen im Bereich der Einwanderung und der internationalen Menschenrechte.
Dieses illegale Verhalten, "die Rückführung an die Grenze betreffend", wird seit 2002 praktiziert, ohne irgendeine Reaktion der Parteien an der Regierung oder der "parlamentarischen Opposition". Das ist es übrigens, was die spanische Regierung ermutigt, immer mehr zu verlangen!
In Folge der tragischen Ereignisse von Ceuta und Melilla, die mindestens acht Tote und eine Vielzahl an Verletzten zur Folge hatten Ende September 2005, hat Marokko Hunderte von Soldaten geschickt, um seinen Beitrag zu leisten, auf der Seite der spanischen Soldaten, zur Überwachung der Mauer der Schande, die Ceuta und Melilla vom Rest des marokkanischen Territoriums trennt. Außerdem wurden Hunderte von subsaharischen MigrantInnen festgenommen im Norden von Marokko, und einige von ihnen wurden zurückgeführt in die Wüste von Béchar; wo ein Tropfen Wasser Gold kostet, dem folgte Informationen zufolge, die wir besitzen, am 5.Oktober 2005, der Tod von 12 Menschen wegen Krankheit und Durst.
Wir klagen dieses inhumane Verhalten an, das nicht den Interessen unseres Volkes dient. Die Menschen von südlich der Sahara, die abgeschoben werden, haben Marokko seit 2003 durchquert, und kein Zwischenfall wurde registriert, außer dass einige Medien (die nichts als die Stimme ihres Herrn sind), sich letztlich dazu hergegeben haben, Angst und Xenophobie zu verbreiten, um die öffentliche Meinung zum Schlechteren vorzubereiten.
Unsere eingewanderten afrikanischen Brüder (und Schwestern, die Übersetzerin) sind weder Kriminelle noch Terroristen, der europäische Imperialismus hat nur Angst vor ihrer Hoffnung und ihrem Kampf ums Überleben. Ihre Vorfahren wurden unterjocht durch den europäischen Kolonialismus, ihre Reichtümer wurden geraubt und ihre Umwelt zerstört durch die transnationalen Organisationen und Konzerne, ihre Würde wurde in den Dreck gezogen durch die Diktaturen, die eingesetzt wurden durch eben diesen Imperialismus. Das, was den "illegalen" subsaharischen Einwanderern übrig bleibt, ist, wie woanders für die MarokkanerInnen, (in der Klandestinität!) dorthin zu gehen, um ihre Arbeitskraft zu schlechteren Bedingungen zu verkaufen, nur um zu überleben. Was will nun die marokkanische Regierung, indem sie sich zum Polizisten der EU macht? Sie weiß sehr gut, dass die Abschiebungen nur den Hass der afrikanischen Völker gegen unser Volk erzeugen.
Statt dass die Regierung die Gelegenheit ergreift, um Verhandlungen zu fordern über die Zukunft von Ceuta und Melilla und die besetzten kleinen Inseln, lässt sie den EU-Kommissar für Justiz und Sicherheit unsere Intelligenz beleidigen. Europa, Region des Asyls und der Menschenrechte, bietet der marokkanischen Regierung 40 Millionen Euro an, um die Grenzen zu überwachen, die wir immer in Frage gestellt haben. Europa will aus Marokko einen Söldnerstaat machen!
Noch besser, der EU-Kommissar will aus Marokko einen Geiselnehmer machen. Er will, dass die marokkanische Regierung (in seinen Worten) "die Klandestinen, die illegal auf spanisches Gebiet eingedrungen sind von marokkanischem Territorium aus" zurück nimmt.
Gegenüber dieser gefährlichen Eskalation von Seiten der Europäischen Kommission, die unser Land zum Polizisten Europas machen will, um die Bevölkerungsbewegungen in Nord-und Westafrika zu überwachen, rufen wir alle ernsthaften DemokratInnen in Marokko, im Maghreb und in Europa auf, ihre Entrüstung zu zeigen gegenüber dieser Höllenmaschine der Repression, finanziert durch die EU und ausgeführt durch die marokkanische Regierung.
Das Nationale Sekretariat
Annahj Addimocrati
Rabat, 5. Oktober 2005