Demonstration am 29.06.2017 um 13:30 am Rathausplatz in Osnabrück
Aufruf auf deutsch, arabisch und englisch
Wir, Bewohner der Unterkunft im Ickerweg 120, protestieren gegen die Lebensumstände in der alten Limberg-Kaserne (Dodesheide). Unser Leben hier ist geprägt vom endlosem Warten, der ständigen Angst vor drohender Abschiebung sowie den zusätzlich belastenden repressiven und mangelhaften Zuständen in der Unterkunft.
Um uns gegen die Missstände im Ickerweg 120 zu wehren und diese öffentlich zu machen, haben wir einen offenen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück, dem Direktor des Sozialamts, dem Direktor der Ausländerbehörde und dem Direktor der Johanniter verfasst. Hierin werden die derzeitigen Probleme aufgezeigt und mögliche Lösungsvorschläge dargelegt. Im Zuge der Demonstration wird der offene Brief laut vorgelesen, verteilt und an die genannten Stellen übergeben.
Euer zahlreiches Kommen als Einzelpersonen und Organisationen ist wichtig,
um zu einem funktionierenden Zusammenleben in unserer Stadt beizutragen,
in der alle Menschen in Frieden und Sicherheit leben können.
Seid solidarisch und kommt zahlreich!
Das Komitee der Geflüchteten im Ickerweg 120
Wir wollen keine Angst vor Abschiebung haben müssen!
Wir wollen gleiche Rechte für alle!
Wir wollen als Menschen hier leben!
http://nolageros.blogspot.eu
Facebook: No Lager Osnabrück, Ickerweg Sudanese in Osnabrück
V.i.S.d.P: M. Mohammed, Ickerweg 120
Auszug des offenen Briefs
- Die endlos-lähmende Wartezeit bis zum Asylentscheid. In der Zwischenzeit können
keinerlei Zukunftspläne gemacht werden, da es kaum Möglichkeiten gibt zu arbeiten
oder in die Schule zu gehen.
- Allgegenwärtige Angst wegen drohender Abschiebung und gewaltsames Eindringen
der Polizei in die Privaträume. Dies führt in manchen Fällen zu chronischer
Depression sowie Alkohol- und Drogenabhängigkeiten.
- Diskriminierung bei der Vergabe von Integrations- und Deutschkursen sowie der
Vergütung von Anwaltskosten des Asylverfahrens. Bevorzugung bestimmter
Nationalitäten, jedoch Ausschluss der Personen aus dem Sudan.
- Soziale Isolation durch die räumliche Entfernung der Unterkunft vom Stadtzentrum
und der Umzäunung des Geländes.
- Hohe finanzielle Belastung durch den notwendigen Kauf von Bustickets für die es
keinerlei finanzielle Unterstützung gibt.
- Nachts wird das Tor der Unterkunft mit einem Vorhängeschloss verschlossen. Dies
stellt eine massive Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Bewohner dar. In einem
Notfall führte es dazu, dass der Krankenwagen nicht auf das Gelände kam.
- Kontrollsystem mit erzwungene Präsenzliste, die einmal wöchentlich zwingt zu
erscheinen und ansonsten die Kürzung bzw. Entzug der empfangenen Leistungen
androht. In anderen Heimen nicht.
- Es gibt lediglich einen Übersetzer für 270 Personen. Da der Übersetzer aus Syrien
kommt, die meisten Bewohner jedoch aus dem Sudan gibt es große
Verständigungsprobleme aufgrund unterschiedlicher Dialekte.
- Es gibt kein Internet in der Unterkunft. Dies sei grundlegend um sich in Deutschland
zu informieren und zu orientieren, zum Deutschlernen in Onlineportalen und um den
Kontakt mit der Familie und Freunde aufrecht zu erhalten.
- Die Privatsphäre wird missachtet, indem Mitarbeiter einfach unangemeldet in die
Privatzimmer kommen.
- Es gibt weder eine medizinische Sprechstunde noch Zugang zu Psychologischer
Beratung trotz der bestehenden Notwendigkeit. Die existierenden Erste-Hilfe-Kästen
sind leer.
- Es werden weder irgendeine Form von Programmen oder Aktivitäten angeboten,
noch irgendwelche Infrastruktur für derartige Aktivitäten zur Verfügung gestellt.