Am Samstag, den 10.06.2017, demonstrierten ca. 150 Geflüchtete und Unterstützer*innen lautstark unter dem Motto „Gegen Isolation und für menschenwürdiges Wohnen – schließt die Siekhöhe!“ in der Göttinger Innenstand. Am kommenden Dienstag, den 13.06., wird der Sozialausschuss über die Schließung mehrerer Sammelunterkünfte im Göttinger Stadtgebiet entscheiden. Während das Aus der ehemaligen Voigtschule bereits Tatsache ist, steht das IWF nun ebenfalls zur Debatte. Auf der öffentlichen Ausschusssitzung am Dienstag erfolgt die Übergabe gesammelter Unterschriften, die sich stattdessen für eine Schließung der als Unterkunft völlig ungeeigneten Lagerhalle Siekhöhe aussprechen.
Die Redebeiträge der Aktivist*innen begrüßten zwar grundsätzlich die Schließung von Sammelunterkünften, da dezentraler Wohnraum vorhanden sei und nur genutzt werden müsse. Kritisiert wurde vor allem aber, dass die Stadt Göttingen den Betrieb der am äußersten Stadtrand nahe der Autobahn gelegenen Sammelunterkunft Siekhöhe trotz aller Missstände weiterhin aufrecht erhalten will: „Die Lagerhalle am Anna-Vandenhoeck-Ring im Gewerbegebiet Grone ist seit einem Jahr das traurigste Beispiel für die massenweise Unterbringung von Geflüchteten in Göttingen“, so eine Sprecherin der Basisdemokratischen Linken, die zu dem Protest aufgerufen hatte. Bis zu 200 Menschen sollen hier Platz finden. Baulich bedingt dringt kaum Tageslicht in die Halle, stattdessen brennt von morgens um sechs bis abends um zehn künstliche Beleuchtung. Die Parzellen, die sich bis zu 12 Personen teilen müssen, haben keine Zimmerdecken, womit ein konstant hoher Lärmpegel in der Unterkunft herrscht. Es gibt kaum Verbindungen des öffentlichen Nahverkehrs oder eine direkte Nachbarschaft, welche die mangelhafte Wohnqualität in der Halle für die oftmals traumatisierten Menschen auffangen könnte. Kontrolliert durch eine repressive (überwiegend männliche) Security leben in der Siekhöhe auch Frauen und Kinder, für die das Leben in der Lagerhalle eine besondere Zumutung darstellt.
Bereits vor einem Jahr, zur Eröffnung der Siekhöhe, hatte es starken Protest gegeben, der sich gegen die menschenunwürdigen Zustände dort richtete. Damals gingen zahlreiche Geflüchtete begleitet von einer breiten solidarischen Menge für ein selbstbestimmtes Leben auf die Straße. Diesem Protest haben wir zu verdanken, dass die Schließung der kostenintensiven Siekhöhe nun tatsächlich als Option auf dem Tisch liegt. Es bedarf aber weiterer kräftiger Proteste, um die Schließung auch durchzusetzen. „Die Stadt bemüht fadenscheinige Argumente, um an der Lagerhalle als Unterkunft für Geflüchtete festzuhalten.
Sammelunterkünfte generell und besonders die Siekhöhe als Wohnraum für Menschen sind absolut inakzeptabel. Isolation, Kontrolle und mangelnder Privatsphäre muss endlich durch entsprechende Alternativen etwas entgegengesetzt werden“, so die Sprecherin.
Die zentralen Forderungen der Demonstration sind:
• Sofortige Schließung der Siekhöhe und aller menschenunwürdigen Massenunterkünfte • Ausbau der dezentralen Unterrbingung mit Möglichkeit der Wohnungswahl nach individuellen Bedürfnissen • konsequente Nutzung von vorhandenem Leerstand als Wohnraum • ein öffentlicher Wohnungsbau, der guten und bezahlbaren Wohnraum für alle Göttinger*innen schafft
Auf dem Blog der Göttinger Initiativen sind mehrere Interviews mit
(ehemaligen) Bewohner*innen der Siekhöhe veröffentlicht, in denen die miserablen Lebensbedingungen aus Perspektive der Betroffenen thematisiert werden:
https://goespeakoutloud.wordpress.com/category/unterkunfte/
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