Radmila Anic - MDR Beitrag vom 11. Juni 2015 from Rrom_nja on Vimeo.
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Erklärung von Radmila Anić zu ihrer Bedrohung in Serbien zum Download auf:
[ serbisch: Deklaracija Radmile Anić o svojoj pretnji u Srbiji. ]
[ russisch: Заявление Радмилы Аник об угрозе еë жизни в Сербии.]
[ deutsch: Erklärung von Radmila Anić zu ihrer Bedrohung in Serbien]
[ englisch: Radmila Anić’s declaration concerning her menace in Serbia]
Erklärung von Radmila zu ihrer Ablehnung als Härtefall durch die thüringer Härtefallkommission am 13.01.2016:
Warum hat die Härtefallkommission meine Situation nicht in Betracht
gezogen? Ich habe nicht erwartet, dass sie auf diese Weise entscheiden
und ich werde weiter für mein Recht kämpfen.
Ich habe das Recht Aufenthalt zu bekommen, weil ich alleinstehend bin;
weder in Serbien, noch in Deutschland habe ich Familie. Frauen in dieser
Situation muss Aufenthalt gewährt werden. Ich sehe darin die
Diskriminierung alleinstehender Frauen! Sie müssen aber von Deutschland
geschützt werden, sie müssen aufgenommen und Aufenthalt muss gegeben
werden.
Bilder der Fotokampagne Radmila bleibt – alle bleiben!
Um geflohenen Rom_nja schneller loswerden zu können, hat der deutsche
Staat einige Länder kurzerhand zu „sicheren Drittstaaten“ erklärt.
Am Beispiel von Radmila Anić, die aus Serbien geflüchtet ist, und deren
Asylantrag trotz belegbarer Gründe abgelehnt wurde, verdeutlicht die
Ausstellung in der Offenen Arbeit Erfurt die Entschlossenheit, gegen
Abschiebung zu kämpfen.
// Die Ausstellungen wurde erstellt von Unterstützer_innen von Radmila
Anić //















Roma-Aktivistin Radmilla Anic fragt: „Wer will uns zuhören?“, Thüringer Allgemeine vom 02.06.2015 (print Seite 5), Elena Rauch
Thüringer Allgemeine online [Link]

- Radmilla Anic in der Thüringer Allgemeine, 02.06.2015, Foto: Alexander Volkmann, TA
Eisenberg:
Radmila zusammen mit der Refugee Bus Tour 2015 in Eisenberg um die
Isolation der Menschen zu durchbrechen, die gezwungen werden dort zu
leben. http://oplatz.net/2015/05/04/bus-tour-2015-jena-eisenberg/

- Eingangsbereich der Landesaufnahmestelle (LAST) Eisenberg, 04.05.2015, Foto: http://oplatz.net
Erklärung von Radmila Anić zu ihrer Bedrohung in Serbien

- Radmila auf der Roma Demo am 24.03.2014.
Foto: Infoladen Sabotnik
Im Jahr 2013 wurde ich von vier Männern aus meinem Haus vertrieben,
weil sie Geld von mir gefordert haben, das ich nicht hatte. Sie haben
mir Gewalt angedroht, wenn ich ihre Forderungen nicht erfülle. Einer
davon war Polizeiinspektor in Novi Sad. Mehrfach sind sie zu mir
gekommen, um Geld zu verlangen. Mehrfach habe ich ihnen mal 500 Euro,
mal 1000 Euro gegeben. Es handelte sich dabei um Ersparnisse. Beim
letzten Erpressungsversuch konnte ich die Forderung nicht mehr erfüllen,
da mein Geld aufgebraucht war. Ich hatte so viel Angst vor diesen
bewaffneten Männern, dass ich mein Haus verlassen musste.
Mit einer Textilfirma konnte ich Romnja
(Romnja ist eine Selbstbezeichnung von Romafrauen.) helfen, die keine Arbeit fanden, in dem sie sich als genehmigte Straßenverkäuferinnen selbständig machen konnten
(Bild 1).
Auch in meine Firma sind diese Männer gekommen und haben mich erpresst.
Die Firma musste ich somit auch auflösen und schließen, als meine
Ersparnisse aufgebraucht waren. Die Nähmaschinen waren Mietgeräte, die
ich zurückgegeben habe. Wie bereits in meiner Klagebegründung gegen die
Ablehnung meines Asylantrages in Deutschland dargestellt, haben weder
ich noch andere Romnja und Roma die Möglichkeit, Schutz durch die
Polizei in Anspruch zu nehmen. Polizeibeamte und -beamtinnen nehmen
Anzeigen von Romnja und Roma nicht auf. Die Klage wurde vom Gericht in
Gera abgelehnt, obwohl ich alle Angaben schriftlich einreichte.
Ich habe bei der Organisation für Romnja „Majćina Kolevka“, auf
deutsch: „Kinderwiege“, in Novi Sad, Serbien gearbeitet. Ich war
Präsidentin dieser nichtstaatlichen Organisation
(Bild 2).
Wir haben alleinstehende Romnja und Mütter unterstützt beim Aufsuchen
von Behörden, Stellen von Sozialhilfeanträgen, sowie die Versorgung mit
Lebensmitteln organisiert
(Bild 3 und 4).
Deshalb war ich in einer herausgehobenen Position und somit
Außenstehenden bekannt. Meine Angaben wurden in der Anhörung zum
Asylantrag in Deutschland falsch niedergeschrieben. In dieser
Organisation wurden keine Romnja beschäftigt, um Tischdekoration zu
nähen. Romnja habe ich in meiner Firma beschäftigt, wo wir
Tischdekoration hergestellt und verkauft haben.
In Serbien habe ich keine Familie mehr außer meiner Schwester. Diese
wurde in die Rolle einer Zuhälterin von fünf Frauen, unter strenger
Führung des Polizeiinspektors in Novi Sad, ins Prostitutionsgeschäft
gezwungen. Ihr wurde Gewalt von ihm angedroht, wenn sie bei
Polizeimaßnahmen etwas über ihn aussagen würde. Sie verbüßt derzeit eine
Haftstrafe wegen Zuhälterei von fünf Jahren im Gefängnis in Požarevace,
Serbien. Wenn ich nach Serbien zurückkehren muss, ist meine gesamte
Existenz zerstört. Die Männer werden ihre Erpressung fortsetzen und ich
fürchte dann wie meine Schwester auch ins Prostitutionsgeschäft
gezwungen zu werden.
Der Polizeiinspektor kam im April 2014 mit drei weiteren Männern in
die Räume der Organisation „Majćina Kolevka“, und verlangte ca. 1.250
Euro. Dieses Geld war ein Teil der Fördergelder, die unsere Organisation
erhielt und in unserem Büro hinterlegt waren
(Bild 5).
Sie verlangten dieses Geld von mir und sagten, dass es hier „keine
Arbeit [mehr] für Zigeuner“ gibt. Daraufhin zerschlugen sie
Einrichtungsgegenstände und rissen alles von den Wänden. Daraufhin bin
ich aus Serbien geflohen, da ich alles verloren hatte und in Serbin
nicht mehr sicher war. Die Männer wollten Geld in großer Menge und
beendeten ihre Forderungen und Drohungen nicht. Nur meine Flucht nach
Deutschland hat die Gelderpressung gegen mich beendet.
Ich leide unter starkem Bluthochdruck und hatte vor zwei Jahren
bereits einen Herzinfarkt. Deshalb bin ich auf Medikamente und
medizinische Behandlung angewiesen. Zwar könnte ich in Serbien eine
Krankenversicherung durch das Sozialamt beantragen, aber die Zuzahlungen
für Medikamente und medizinische Behandlung kann ich mir nicht leisten.
Allein für Medikamente zu meinem Herzleiden habe ich ca. 100 Euro pro
Monat zu zahlen. Eine Ärtzin sagte, dass Stress um durch eine
Abschiebung für mich auch lebensbedrohlich sein kann und ich unbedingt
untersucht werden muss. Schon mein Vater und zwei meiner Geschwister
sind teilweise sehr jung an Herzproblemen gestorben.
Wenn ich nach Serbien zurückkehren muss, befürchte ich eine
Gefängnisstrafe, weil ich in Deutschland Asyl beantragt habe. Deswegen
werde ich mich nicht polizeilich melden können, um somit Sozialhilfe in
Höhe von 50 Euro zu beantragen. Nachdem ich mein Haus verloren habe, das
Büro der Roma-Organisation zerstört wurde und ich meine Firma auflösen
musste, werde ich keine Existenzgrundlage haben. Es gibt keine
Familienangehörigen, die in Serbien leben, die mich unterstützen
könnten, und zum Arbeit finden bin ich zu alt. Die Preise in Serbien
sind für lebensnotwendige Dinge, wie Essen fast genau so teuer, wie in
Deutschland. Wer das zur Kenntnis nimmt, wird verstehen, dass ich dort
keine Chance habe, selbst wenn ich mich vor der Polizei verstecken
könnte. Dazu kommt, dass ich um mein Leben fürchte, wenn ich nach
Serbien zurückkehren würde. Auch wenn ich in eine andere Stadt ziehen
würde, könnten diese Männer mich finden und mich wieder bedrohen oder
mir etwas antun. Da diese Männer selbst bei der Polizei sind, kann ich
keinen Schutz von der Polizei erwarten.
Alle Roma und Romnja müssen in Deutschland bleiben können, denn
während des NS haben die Deutschen sehr viele Roma in KZ gefangen
gehalten und umgebracht. Mein verstorbener Mann
(Bild 6)
wurde von Deutschen verschleppt und in KZ’s interniert. Von 1941 bis
1945 hat er vier Jahre Horror überlebt, während Angehörige von den
Deutschen ermordet wurden
(Bild 7 und 8 ).
Als ich 7 Jahre alt war, hat meine Urgroßmutter erzählt, wie sehr viele
unserer Verwandten nach Deutschland und in die KZ’s deportiert und
umgebracht wurden. Der deutsche Staat muss Verantwortung übernehmen und
allen Roma aus den Balkanstaaten einen Aufenthalt gewähren.
Deutschland und andere Staaten haben Serbien und auch meine
Heimatstadt Novi Sad drei Monate lang bombardiert. Seitdem bin ich krank
und viele Menschen sind getötet worden oder leiden an Folgekrankheiten
des Krieges. Auch ist für die Roma in den Balkanstaaten die Situation
nach dem Krieg in Jugoslawien viel schlechter geworden. Vorher waren
Roma mit anderen Menschen gleichgestellt und es gab wenig
Diskriminierung gegenüber Roma. Nach dem Krieg hat sich die Situation
für Roma dramatisch verschlechtert und wir sind in allen Lebensbereichen
diskriminiert
(Bild 9).
Radmilla Anić
Unterstützt von Freund_innen
Für Interviews stehe ich gerne zu Verfügung!
Kontakt:
Pressekoordination: 017639647472
Email: radmila-bleibt@posteo.de
Internet: http://breakdeportation.blogsport.de/Radmila
Bild 1: Auf dem Bild ist zu sehen wie Radmila durch Polizei bedroht
wird. Sie wird gegen ihre offizielle Genehmigung mit
Straßenverkäufer_innen am Arbeiten gehindert. Das stellt eine besondere
Diskriminierung gegen Roma dar. Der Artikel beschäftigt sich mit der
Kommunalpolizei.
Bild 2: Ausweis von Radmila Anić als Vorsitzende der Romnja-Oranisation „Kinderwiege“.
Bild 3 und 4: Bilder der Treffen der Organisation „Kinderwiege“, bevor sie zerstört wurde.
Bild 5: Liste über Aufreihung von Fördergeldern, darunter Radmilas
Romnja „Kinderwiege“, siehe Punkt 20; 140.000 Dinar – ca. 1250 Euro.
Resulate des Wettbewerbs für Verteilung von Mitteln der Stadt Novi Sad
zur Realisierung des Programms, mit dem spezielle Formen von sozialer
Unterstützung, die für das Interesse der Stadt Novi Sad im Jahr 2013
gilt, gewährleistet wird.
Bild 6: Radmila Anić und ihr Ehemann Zdravko, geb. im Jahr 1911, auf dem Foto aus 2003.

Bild 7 und 8: Angaben zur Internierung von Radmilas Mann der Rotes
Kreuz Serbien-Montenegro Gesellschaft serbisch und beglaubigte
Übersetzung.
Bild 9: Beispiel der Familie Micics, die aufgrund von Rassismus
gegen Roma in Serbien vertrieben wurde. Auf ihr Haus wurden Steine
geworfen und sie mussten fliehen. Das Potential von Personen, die Roma
angreifen, ist hoch. Da, wo der Staat vorgibt, dass Roma zur
Bevölkerung gehören bzw. gehören sollen, greifen einerseits der
bürgerliche Mob Roma an, aber andereseits setzt der Staat diese
Vorgaben auch nicht um. In den letzen Jahren wurden unter anderem in
Belgrad, Ungarn und in verschiedenen Orten in Serbien Roma angegriffen.