no lager halle
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Hintergrundinfos und Artikel weiter unten
Bericht über Demonstration für die Schließung des Lagers Möhlau in Wittenberg
Am 30.07.09 fand in Wittenberg (Sachsen-Anhalt) eine Demonstration für die Schließung des Lagers in Möhlau statt. Es beteiligten sich 170 Menschen an der Demonstration, etwa die Hälfte der DemonstrantInnen waren Flüchtlinge aus dem Lager in Möhlau.
Die Flüchtlinge und Flüchtlingsfamilien müssen seit bis zu 15 Jahren in dem ehemaligen Kasernengelände leben. Ohne Privatsphäre, ohne Arbeitserlaubnis, mit Gutscheinen statt Bargeld, ohne Perspektive und von Abschiebung bedroht. Die Flüchtlinge fordern seit dem 12. April in einem offenen Brief, dass sich dies ändert.
Das Lager besteht aus einem heruntergekommenen Gebäude, das als einziges bewohnt wird und in dem viele Bäder und Küchen von Schimmel befallen sind. Die Elektrik ist in einem desolaten Zustand. Um das Gebäude befinden sich viele leere, kaputte, vermüllte und ungesicherte Baracken, die eine Gefahr für die Kinder darstellen.
Das unerträgliche Leben im Lager Möhlau spiegelt sich in den Ereignissen des letzten Monats wieder:
Die Demonstration startete am Bahnhof und ging von dort zum Landratsamt, dem ersten Kundgebungsort. Ein Großteil der DemonstrantInnen stürmen in den Eingangsbereich des Landratsamts. Es wurde dort skandiert "Lager Möhlau muss weg!" und "Wir wollen Freiheit!". In dem Landratsamt waren
wenige Polizisten, die Angestellten des Landratsamts waren hilflos bis verängstigt. Hektisch hinzu stürzende Polizisten des Landes Sachsen-Anhalt versuchten die Lage zu eskalieren. Dies konnte durch die Besonnenheit der DemonstrantInnen verhindert werden. Das Landratsamt wurde langsam verlassen und die Demonstration ging über den Marktplatz zurück zum Bahnhof. Während der Demonstration hielten Salomon Wantchouchou, Sprecher der Flüchtlingsinitiative Möhlau, AktivistInnen der "Initiative in Gedenken an Oury Jalloh" und "no lager halle" Reden zur Lebenssituation in Möhlau. Diese bezeichneten sie als lebensunwürdig, es wurde die umgehende Schließung des Lagers in Möhlau verlangt. Nur eine dezentrale Unterbringung in Wittenberg kann Abhilfe
schaffen.
Am Rande der Demonstration kam es zu einer Diskussion mit dem Leiter des Ordnungsamtes, Uwe Lesch. Herr Lesch freute sich, dass es immer weniger Abschiebehindernisse gebe und nach dem Abkommen mit dem Kosovo dorthin abgeschoben werden kann. Außerdem behauptete er, dass der Landkreis nicht für die Abschiebungen verantwortlich sei. Alle Entscheidungen
würden vom Bundesamt für Migration getroffen. Dies entspricht nicht der Realität. Wie die Umsetzung geltenden Rechts bezüglich Abschiebung, Arbeitserlaubnis, Unterbringung, Urlaubsschein und Gutscheine oder Bargeld erfolgt, entscheidet jeder Landkreis selbst.
Aufgrund der anhaltenden Kritik am Lager in Möhlau, sehen sich der Besitzer der ehemaligen Kaserne in Möhlau und Amtsträger genötigt, eine Sanierung des maroden Kasernengeländes zu planen. Die Sanierung des Geländes ist keine menschenwürdige Lösung, sie muss deshalb abgelehnt werden.
Die Proteste gegen das Lager in Möhlau beginnen in Sachsen-Anhalt eine Diskussion über den Sinn von Lagern, in denen Flüchtlinge festgehalten werden, anzustoßen. So fordern z.B. die Grünen, dass Flüchtlinge in Sachsen-Anhalt nur noch dezentral untergebracht werden. Eine solche Diskussion können wir nur begrüßen und unterstützen.
Die Unterbringung in Lagern bedeutet Desintegration, Stigmatisierung und Hoffnungslosigkeit für die Betroffenen. Diese ist oft mit der Verweigerung der Arbeitserlaubnis, Unterbringung in gesundheitsgefährdend heruntergekommenen Anlagen und permanenter Unsicherheit (Abschiebung und Nazigewalt) verbunden. Hierdurch verlieren Menschen ihren Lebenswillen und erkranken psychisch und physisch.
In den Worten eines Flüchtlings, der im Lager in Möhlau seit 14 Jahren leben muss: "Nachdem ich drei Jahre hier war, ohne Deutschkurs, ohne Arbeitserlaubnis, ohne Asyl, nur hier im Zimmer, immer nachdenkend, muss ich Tabletten nehmen. Ich halt es nicht mehr aus im Kopf."
Weitere Infos zu Möhlau:
Möhlau - Bedrohung mit Abschiebung nach dem Tod von Azad
http://thecaravan.org/node/2066
Erfolgreiche öffentliche Begehung für die Schließung des Lagers in Möhlau
Pressemitteilung vom 12.07.09
http://thecaravan.org/node/2063/edit
Demonstration in Sachsen-Anhalt
Rassismus in der BRD nimmt ständig zu
... Die völlig marode NVA-Kaserne von Möhlau liegt in einem Waldstück ... Diese Isolation im Flüchtlingslager in Möhlau (Landkreis Wittenberg) ...
http://thecaravan.org/node/2059
Azad Murad Hadji lebensgefährlich verletzt- Lager Möhlau
... Seit April sammeln Flüchtlinge aus dem abgelegenen Lager in Möhlau, Sachsen-Anhalt, Unterschriften unter einem offenen Brief, ...
http://thecaravan.org/node/2049
Life threatening racist fire attack on Refugee in Möhlau
... The refugees in Möhlau are feeling insecure and they were been consistencly traumatized including thir innocent children, having the humour ...
http://thecaravan.org/node/2045
Unterstützt den Offenen Brief der Flüchtlinge in Möhlau
... Seit mehreren Wochen sammeln die Flüchtlinge im Lager in Möhlau Unterschriften für einen Offenen Brief (siehe unten), in dem sie ihre katastrophale ...
http://thecaravan.org/node/1959
Protestbrief aus dem Lager in Möhlau
... Die Mitglieder von The Voice und der Karawane aus Möhlau, Lutherstadt Wittenberg hatten sich als Flüchtlinge versammelt, um ihre Kämpfe und ihr Leid zu ...
http://thecaravan.org/node/1938
Brief an den Innenminister Hövelmann von Sachen-Anhalt
... Juli 2009 kam der irakische Flüchtling Azad Murad H., der in dem Flüchtlingslader Möhlau in Sachsen-Anhalt lebt, nach einem Spaziergang ...
http://thecaravan.org/node/2060